Die Höhle der Löwen – Willkommen in der Märchenwelt

Ach was waren das noch für Zeiten als junge Unternehmer mühsam im Schweiße ihres Angesichts einen Businessplan detailgenau verfassen mussten und von Bank zu Bank gewandert sind um nach einigen Talern für ihre Visionen zu betteln. Allzu oft wurden sie nur des Hauses verwiesen, entweder hatte der Bankberater ein breites Grinsen auf den Lippen oder er starrte mitleidig drein – an dem Finanzierungsdilemma der Unternehmer änderte das meist nur wenig.
Und wer einen Kredit ergatterte musste über gute Referenzen verfügen, Sicherheiten vorweisen können und natürlich saftige Kreditzinsen schlucken. Tja so war das einst.

Die Höhle des Löwen - Unternehmensberater schaudern
Die Höhle des Löwen – Unternehmensberater schaudern

Aber heutzutage gibt es glücklicherweise einfachere Wege an Investitionsgelder zu kommen. Man meldet sich etwa beim Höhle des Löwen an, legt einen halbwegs nassforschen Auftritt hin und zack fließen die Gelder in Saus und Braus. So etwa bei einem jungen Gründer, der sein Hobby Skateboarding zum Beruf machen will und in der heimischen Garage schon Prototypen hochwertiger Skateboards herstellt. Gewiss ansich eine gute Sache, wenn man auch einmal davon absieht, dass die Produktsmenge wohl kaum mehr als 300 Stück im Monat betragen würde und die Deckungsspanne mit um die 20€ nicht wirklich hoch ist. Aber all das ist ja nebensächlich, der Kapitalbedarf von 60.000€ (!) is schnell besorgt, die Unternehmensberater und Investoren reißen sich förmlich um die Zusammenarbeit. Und das für nicht einmal 30% der Unternehmensanteile. Was für eine schöne Unternehmerwelt.

Es ist Showtime, die Realität sieht anders aus.

Leider ist dieses Szenario alles andere als realistisch. Kein Investor der Welt würde innerhalb von wenigen Minuten mal schnell 60.000€ an Risikokapital in ein noch nicht einmal richtig ausgestattetes Unternehmen pumpen, ohne umfassende Kenntnisse von der Idee, dem Abläufen und der Struktur des Unternehmens zu haben. Zudem ist es illusorisch, dass ein Investor Risikokapital in ein solches Unternehmen pumpt, ohne nicht mindestens die Hälfte der Unternehmensanteile zu erhalten.

Wesentliche Fragen fehlen einfach ganz. Wie umfangreich ist die Kundengruppe? Wie hoch muss der Preis sein? Wie langlebig darf ein solches Board denn sein, damit auch der Absatz nicht zu kurz kommt. Schnell wird man in solchen Fällen auf einen fundierten Businessplan zurück kommen, den es einfach geben muss. Eine seriöse Marktstudie, Kenntnis von den Konkurrenzunternehmen, die Analyse eine effizienten und kostengünstigen Produktion und vieles mehr sind kein Selbstzweck. Sie dienen vielmehr dazu, ein Produkt wirklich zur Marktreife zu bringen, so dass der Return on Investment auch gesichert ist. Das gilt in jeder Branche, nur dann wohl nicht, wenn das Fernsehen seine Kameras gerade laufen lässt.

Foto von Jorbasa